Zwischen Herausforderung und Verantwortung: Die NaturFreunde arbeiten weiter an ihrer Zukunft
Der zweite Tag des NaturFreunde-Bundeskongresses in Kaiserslautern stand im Zeichen der inhaltlichen Arbeit. Nun begann die eigentliche Antragsdebatte, nun begann das Ringen um Positionen.
Die Atmosphäre in der Fruchthalle war schon am Morgen geprägt von einer gespannteren Konzentration. Vielen Delegierten war bewusst, dass konkrete Weichenstellungen anstanden: für den Verband, für seine politische Programmatik und für seine gesellschaftliche Rolle in stürmischen Zeiten.
Gleich zu Beginn machten Delegierte deutlich: Es kann nicht nur darum gehen, Bestehendes zu bewahren, sondern den Verband fit für die Zukunft zu machen. Leitfrage: Wie gelingt es, die NaturFreunde als lebendigen politischen Verband zu erhalten und gleichzeitig neue Wege zu öffnen?
„Neu erklären, warum wir wichtig bleiben“
Im Mittelpunkt der ersten Beratungen stand die Verbandsentwicklung. Diskutiert wurden dabei unter anderem die Stärkung der Naturfreundehäuser als soziale und politische Orte, die Förderung kleiner Ortsgruppen, neue Konzepte zur Mitgliedergewinnung. Auch der Wunsch nach einer stärkeren Beteiligung der Jugend wurde immer wieder geäußert.
Viele Beiträge betonten während der Debatte die Notwendigkeit, traditionelle Stärken zu bewahren, ohne dabei die Augen vor gesellschaftlichen Veränderungen zu verschließen. Ein Delegierter formulierte es so: „Wir müssen nicht neu erfinden, wer wir sind – aber wir müssen neu erklären, warum wir wichtig bleiben.“
Während der Diskussionen kam es im Laufe des Vormittags allerdings spürbar zu immer mehr Spannungen. Und plötzlich führten Kritik an Verfahrensabläufen und Unzufriedenheit über die Debattenführung zu einer Unterbrechung des Kongresses. Nachdem man sich über das weitere Vorgehen verständigt hatte, kehrte der Kongress mit neuem Fokus und spürbarer Entschlossenheit in die Beratungen zurück. Eine Delegierte brachte es auf den Punkt: „Wir streiten, weil wir glauben. Wir diskutieren, weil uns diese Welt nicht gleichgültig ist.“
Aktive Rolle im Kampf gegen Rechtsextremismus
In der Debatte um die Beitragsstruktur ging es dann darum, Mitgliedschaft sozial gerechter und zugleich finanzierbar zu gestalten. Im Zentrum der Diskussion standen dabei flexible Beitragssätze für Menschen mit geringem Einkommen, die Einführung eines Familienmodells und auch Solidaritätsbeiträge.
Auch die gesellschaftspolitischen Anträge setzten klare Zeichen: Mit großer Mehrheit bekennen sich die NaturFreunde zu einer aktiven Rolle im Kampf gegen Rechtsextremismus, für politische Bildung und die Verteidigung demokratischer Werte.
In der Debatte um ökologische Anträge wurde wieder betont, dass ökologische Fragen ohne soziale Antworten nicht zu lösen sind. Genau das ist eine Grundüberzeugung der NaturFreunde. Die Forderung nach einem sozial gerechten Klimaschutz, der nicht auf Kosten der Schwächeren geht, zog sich dabei wie ein roter Faden durch die Diskussionen.
Demokratie ist kein bequemer Weg
Trotz der schwierigen Situation am Vormittag zeigte sich im Verlauf des Tages: Der Verband ist fähig, Konflikte auszuhalten und gemeinsam handlungsfähig zu bleiben. Michael Müller, NaturFreunde-Bundesvorsitzender, betonte: „Demokratie ist nicht der bequeme Weg – aber sie ist der einzige, der wirklich trägt.“
Am Ende eines langen Tages standen nicht nur zahlreiche wichtige Beschlüsse, sondern auch die Erfahrung, dass die NaturFreunde bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – für den Verband und für eine Gesellschaft, die Frieden, Solidarität und Nachhaltigkeit braucht.
Der Sonntag wird den Kongress abschließen: mit der Beratung weiterer Anträge, mit der Wahl des Bundesvorstands und vor allem: mit einem gemeinsamen Blick nach vorn.