Wie junge Menschen Stadtgärten, Leihbörsen und Tauschpartys organisieren
Hasan sollte längst in der Vorlesung sein. Doch die Wirtschaftschemie muss jetzt warten,  das Telefonat mit der Stadtverwaltung dauert  länger als gedacht. Denn der 25-jährige Student  will unbedingt seine Idee umsetzen: den „Förde-Garten“ in Kiel.
So nennt Hasan sein Gartenprojekt.  Dieser Stadtgarten soll ein  Begegnungsort für Menschen  nicht nur aus der Nachbarschaft  werden. Obst und  Gemüse sollen natürlich  auch wachsen. „Der Förde-  Garten soll helfen, unsere  Verbindung zur Natur  wieder zu verstärken. Wir  wollen gemeinsam lernen,  wie wir unser eigenes Gemüse  und Obst anbauen können“,  beschreibt Hasan seine Idee.
Gesucht: nachhaltige Freiräume in der Stadt
Ein grüner Treffpunkt mit alternativen Konsum- und  Lebensformen, ein Freiraum in der Stadt –  das ist nicht nur Hasans Wunsch. Immer mehr  Menschen, insbesondere junge Städter, möchten  die Gesellschaft nachhaltiger gestalten, und  zwar in kleinen Projekten unmittelbar an ihrem  Lebensort. Dabei geht es um gemeinsames Nutzen,  Leihen oder Tauschen, selber und insbesondere  zusammen Machen.
Oft braucht es nur einen kleinen Anstoß, damit aus diesen Ideen reale Projekte werden. Bei Hasan war es ein „FreiRaumEroberung“-Seminar Anfang September im Naturfreundehaus Hannover (E 8). Diese Seminarreihe der Naturfreundejugend Deutschlands und des Bundes der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ) will junge Menschen dabei unterstützen, nachhaltige Ideen auch wirklich umzusetzen, sogenannte „Pioniere des Wandels“ zu werden. Als das Seminar einen mobilen Palettengarten besuchte, „ratterten die Ideen in meinem Kopf“, erzählt Hasan. „Mir war sofort klar, dass ich so etwas in Kiel auf die Beine stellen möchte.“
Förderung für Jugendliche
Doch vor dem Förde-Garten  stehen noch viele Telefonate  und Details. Vor allem muss Hasan  eine geeignete Fläche finden. Er  telefoniert viel mit der Stadt und spricht  mit Freunden über das Projekt. „Auch die  Geschäftsstellen der Naturfreundejugend und des BDAJ  helfen mir. Für die Umsetzung gibt es sogar einen finanziellen  Zuschuss“, erzählt Hasan.  Die Seminarteilnehmer treffen sich im Februar 2016,  um Erfahrungen auszutauschen. Denn nicht nur Hasan  hatte eine Idee. Auch Eren in Mannheim und Kamer in  Regensburg planen ein Gartenprojekt. Mara und Lena richten  an einer Grundschule in Hannover einen Leih- und  Tauschladen ein. Und während Nevin eine große Kleidertauschparty  organisiert, bieten Riccardo und  Valeria einen Näh-Workshop in Brandenburg an.  
Larissa Donges
Dieser Artikel erschien zuerst in der NATURFREUNDiN 4-2015.
